Automobilzulieferer in der Krise: Ursachen, Auswirkungen, Ausblicke

Die Automobilindustrie steckt in einer tiefen Krise. Strikte Vorgaben durch die amtierende Bundesregierung – insbesondere was die Umstellung vom Verbrenner zum Elektroauto angeht – sorgen für Unsicherheit und Existenzsorgen. In der Folge sehen sich auch viele deutsche Automobilzulieferer angesichts unklarer Zukunft und schrumpfender Gewinnspannen mit einer noch nie dagewesenen Unsicherheit konfrontiert

Der Verband der europäischen Automobilzulieferer CLEPA sowie McKinsey stellen daher in einer halbjährlichen Umfrage die neuesten Erkenntnisse über den Zustand und die Stimmung in der europäischen Automobilzulieferindustrie vor. Mit mehr als 130 befragten Unternehmen bietet die Umfrage umfassende Perspektiven zum Geschäftsklima, zu Trends, aktuellen Herausforderungen und Chancen in der Branche.

Ergebnisse der letzten Umfrage von CLEPA & McKinsey

Das vorherrschende Gefühl der Unsicherheit führt dazu, dass 42 % der Zulieferer einen negativen Ausblick geben, was einen Rückgang der allgemeinen Stimmung in der Branche signalisiert. 65 % der Zulieferer erwarten, dass die Gewinne auf niedrigem Niveau stagnieren, nur etwa ein Viertel rechnet mit einem ausgeglichenen Ergebnis oder mit Verlusten. Die Umfrage deutet zudem auf ein bescheidenes kurzfristiges Wachstum im China-Markt hin, allerdings erwarten 31 % der Zulieferer mittel- bis langfristig einen steigenden Anteil des künftigen Geschäfts auf diesem Markt.

Als Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen versuchen viele Zulieferer, ihre Investitionen zu optimieren, unter anderem in Forschung und Entwicklung, und gleichzeitig die Produktentwicklungszyklen zu beschleunigen.

Stimmung in der Branche und Rentabilitätsprognosen

Ein hohes Maß an Unsicherheit in Bezug auf neue Projekte und die Nachfrage nach E-Fahrzeugen in Europa sowie der Druck der Fahrzeughersteller, die Kosten zu senken, tragen zur Verschlechterung des Geschäftsklimas in der Branche bei. Infolge dieser Herausforderungen rechnen 25 % der Zulieferer mit einer geringen oder gar negativen Rentabilität, 37 % erwarten eine Rentabilität von über 5 % in diesem Jahr. Der Rest erwartet für 2024 einen Umsatzanstieg.

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McKinsey erklärt hierzu: Die Aussichten für die Automobilzulieferindustrie haben sich in den letzten zwölf Monaten verschlechtert. Während es einigen Zulieferern gelang, ihre Kostenbasis während der Corona-Epidemie strukturell zu verbessern und sie davon nun profitieren können, stehen die meisten weiterhin vor großen Herausforderungen. Die große Unsicherheit in Bezug auf die künftige Marktentwicklung und den Übergang zu Elektrofahrzeugen sind die Hauptsorgen.

Mehr als die Hälfte der europäischen Zulieferer befürchtet zudem, dass die EU aufgrund der Produktionskosten nicht mehr wettbewerbsfähig ist. Zahlen belegen, dass rund 65 % der Zulieferer aktuell auf einem Rentabilitätsniveau arbeiten, das nicht ausreicht, um weitere Investitionen zu tätigen. Dies betrifft besonders kleine Zulieferer und stark spezialisierte Unternehmen, etwa im Bereich Wärmeleitfolie oder Regelelektronik für E-Fahrzeuge.

Aussichten für Unternehmenswachstum

Zu den laut Studie strategischen Herausforderungen zählen somit insbesondere die abnehmende Wettbewerbsfähigkeit der EU aufgrund hoher Produktionskosten (54 %) und die schnellere Etablierung neuer Technologien in anderen Regionen (39 %).

Als Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen verlagern viele Zulieferer die Ressourcen in Richtung F&E und Produktion und versuchen damit, die Effizienz zu steigern. Darüber hinaus halten 58 % der Befragten die Optimierung des Material- und Komponentendesigns für den Schlüssel zur Erreichung einer optimierten Kostenstruktur. 54 % betonen zudem die Bedeutung von Effizienzsteigerungen in der Fertigung.

Schwierigkeiten bei der Umsetzung von OEM-Anforderungen (24 %) sowie die Einhaltung von Emissionszielen (22 %) sind strategische Bedenken für einen kleineren Teil der Lieferkette. Die CO₂-Reduktionsziele sind eine große Herausforderung für die gesamte Branche, allerdings sehen auch 52 % der befragten Unternehmen die erforderlichen Änderungen in der Lieferkette und im Produktionsfußabdruck als besonders wichtige Herausforderungen.

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Und schließlich: Die Umfrage ergab auch, dass die Einstellung und Entwicklung von qualifizierten Fachkräften, z. B. Softwareingenieuren, eine große Herausforderung darstellt. Zwei Drittel der Zulieferer sind derzeit dabei, ihre Belegschaft weiterzubilden bzw. umzuschulen oder planen dies – eine proaktive Reaktion auf die angesprochene Problematik.

Fazit

Die deutschen Automobilzulieferer stehen vor großen Herausforderungen in vielen Bereichen. Ohne Hilfe – auch und insbesondere durch die Politik – werden viele Unternehmen Schwierigkeiten haben, diese Herausforderungen zu meistern.