Jobsuche: hohe Wechselbereitschaft

Greenhouse, ein führender Anbieter von Recruiting-Software, hat kürzlich seinen Trendreport zur Jobsuche im Jahr 2024 veröffentlicht, der die aktuellen Trends und Herausforderungen im Bewerbungsprozess analysiert. Die Ergebnisse zeichnen ein schwieriges Bild des Arbeitsmarktes in Großbritannien, Deutschland und den USA: Trotz einer hohen Wechselbereitschaft und Optimismus stehen Bewerber:innen in allen drei Ländern vor Problemen wie diskriminierenden Praktiken, unzuverlässigen Einstellungsprozessen und der zunehmenden Rolle von Künstlicher Intelligenz im Recruiting.

In Deutschland zeigen die Umfrageergebnisse, dass nur 13 Prozent der Befragten mit ihrem aktuellen Job zufrieden sind und keine neue Position suchen. Der Großteil der Arbeitnehmer:innen ist jedoch offen für Veränderungen, wobei insbesondere jüngere Menschen (zwischen 18 und 44 Jahren) eine höhere Bereitschaft zum Jobwechsel zeigen als ältere Personen ab 45 Jahren. Gleichzeitig empfinden 75 Prozent der Befragten die Jobsuche als zunehmend belastend. Die Hauptgründe dafür sind der zunehmende Wettbewerbsdruck und die mangelnde Transparenz im Bewerbungsprozess.

Das sogenannte „Ghosting“ – also das Ausbleiben einer Rückmeldung nach Bewerbungsgesprächen – sowie „Ghost Jobs“, bei denen Stellen ausgeschrieben werden, ohne dass eine tatsächliche Besetzung beabsichtigt ist, sind verbreitete Probleme im Bewerbungsprozess. 69 Prozent der deutschen Teilnehmer:innen berichten, dass sie nach einem Vorstellungsgespräch geghostet wurden, während 56 Prozent von der Erfahrung eines „Ghost Jobs“ berichteten. Insbesondere jüngere Bewerber:innen (64 Prozent) sind häufig auf solche unklaren Stellenanzeigen gestoßen. Im Vergleich dazu gaben nur 47 Prozent der 60- bis 75-Jährigen an, diese Erfahrung gemacht zu haben.

Jon Stross, Präsident und Mitbegründer von Greenhouse, erklärte, dass der Arbeitsmarkt heutzutage eine größere Herausforderung für Bewerber:innen darstellt. Viele würden den Bewerbungsprozess als undurchsichtig empfinden, mit wenig Wissen darüber, was auf Unternehmensseite geschieht. Die zunehmende Nutzung von Künstlicher Intelligenz in diesem Bereich verschärfe diese Intransparenz noch weiter. Stross betonte, dass die Unternehmen die Auswirkungen von unbeantworteten Bewerbungen und dem Rückzug von Personalverantwortlichen erkennen sollten, da dies langfristig nicht nur kostspielig, sondern auch schädlich für ihren Ruf sein könne.

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In Bezug auf Diversität und Inklusion (DE&I) messen deutsche Bewerber:innen diesen Themen weniger Bedeutung bei als ihre Kolleg:innen in den USA oder Großbritannien. Besonders die Generation Z, mit 80 Prozent, hält die DE&I-Initiativen in Stellenanzeigen jedoch für wichtig. Gleichzeitig zeigt sich ein besorgniserregender Trend: 71 Prozent der deutschen Befragten berichten von diskriminierenden Fragen während des Bewerbungsgesprächs, insbesondere in Bezug auf Alter, Geschlechtsidentität und Herkunft.

Carin Van Vuuren, Chief Marketing Officer von Greenhouse, hob hervor, dass Unternehmen in Fragen der Diversität und Inklusion im Einstellungsprozess noch Nachholbedarf hätten. Es beginne oft schon bei Kleinigkeiten wie der falschen Aussprache von Namen und gehe bis hin zu diskriminierenden Fragen. Unternehmen, die die Zeit der Bewerber:innen als selbstverständlich ansehen, könnten den Bewerbungsmarkt nicht mehr für sich gewinnen, wenn sie nicht auf die sich schnell verändernde Landschaft reagieren.

Künstliche Intelligenz beeinflusst den Bewerbungsprozess zunehmend. 60 Prozent der deutschen Bewerber:innen sind der Ansicht, dass KI den Wettbewerb verschärft, da sie die Bewerbung auf Stellen vereinfacht. Allerdings bevorzugen die meisten Befragten eine unterstützende Rolle der Technologie im Prozess. Nur 13 Prozent lehnen den Einsatz von KI völlig ab, wobei die Skepsis vor allem bei älteren Befragten ab 60 Jahren stärker ausgeprägt ist.

Weitere Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass 84 Prozent der Befragten angeben, sie würden sich erneut bei einem Unternehmen bewerben, wenn sie nach einer Absage konstruktives Feedback erhalten hätten. Über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) gibt an, bereits um Feedback zum Bewerbungsprozess gebeten worden zu sein. Im Vergleich zu anderen Ländern rechnen in Deutschland 41 Prozent der Befragten mit einer Bearbeitungszeit von ein bis zwei Monaten für ihre Bewerbung, wobei Frauen tendenziell mit längeren Wartezeiten rechnen.

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Die häufigsten Wünsche der Bewerber:innen sind eine bessere Kommunikation nach der Bewerbung (34 Prozent), effektivere Möglichkeiten, die eigene Bewerbung hervorzuheben (27 Prozent), und weniger manuelle Arbeit beim Hochladen von Bewerbungen (26 Prozent).

Die vollständigen Ergebnisse des Candidate Economic Report 2024 sind auf der Website von Greenhouse verfügbar.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von greenhouse/ Veröffentlicht am 12.12.2024