Laut der aktuellen Remax-Europa-Studie sind die stereotype Annahmen über Familienorientierung in Südeuropa und Einzelgängertum in Nordeuropa nicht nur Vorurteile, sondern tatsächlich zutreffend. Die Studie deutet darauf hin, dass neue Trends wie Co-Living und Co-Owning als Lösungen für Probleme wie Einsamkeit und eine geringe Eigentumsquote dienen könnten.
Rund ein Drittel der Deutschen plant in den kommenden zwei Jahren einen Umzug, aber nur 37,6 Prozent der Umzugswilligen beabsichtigen, eine Immobilie zu kaufen. Dies geht aus dem Remax-Europa-Wohnimmobilien-Trendreport 2023 hervor, der 23.000 Teilnehmer aus 23 europäischen Ländern und Regionen erfasst hat, darunter 1.024 aus Deutschland. Aufgrund des begrenzten Wohnangebots wird erwartet, dass immer mehr Menschen nach Mietwohnungen suchen. Dennoch können sich etwa die Hälfte der Deutschen Co-Living (54,1 Prozent) und Co-Owning (55,6 Prozent) als Optionen vorstellen – also das Teilen von Wohnraum. Die CEO des Remax-Netzwerks in Deutschland, Samina Julevic, weist darauf hin, dass die anhaltend niedrige Eigentumsquote und die geringe Neubautätigkeit die Wohnraumkrise in Deutschland verschärfen. Sie betont, dass Co-Living und Co-Owning Möglichkeiten bieten könnten, den angespannten Mietmarkt zu entlasten und neue Wege zum Wohneigentum aufzuzeigen.
In Bezug auf Singlehaushalte steht Deutschland auf dem zweiten Platz im europäischen Vergleich. Während im Durchschnitt nur 19,1 Prozent der Europäer allein leben, beträgt dieser Anteil in Deutschland etwa 29,4 Prozent. Nur die Finnen haben einen höheren Anteil an Einpersonenhaushalten, mit rund 38,4 Prozent. Die Niederlande folgen auf dem dritten Platz mit 29,3 Prozent. In Polen liegt der Anteil bei lediglich 10,5 Prozent, während Spanien (11 Prozent) und Kroatien (11,3 Prozent) ebenfalls eine niedrige Quote an Singlehaushalten aufweisen.
Die Studie zeigt auch, dass in Bezug auf Zwei-Generationen-Haushalte der europäische Durchschnitt bei 26,4 Prozent liegt, während Deutschland (14,3 Prozent), Österreich (14,7 Prozent) und Frankreich (16 Prozent) deutlich darunter liegen. Israel, Malta und Griechenland führen die Liste der Eltern-Kind-Haushalte an. Julevic erläutert, dass Kinder, die länger bei ihren Eltern leben, oft mehr Eigenkapital ansparen, was den Hauskauf erleichtert. In Deutschland könnte Co-Owning eine Alternative sein, um jungen Kaufinteressenten den Zugang zu Wohneigentum zu ermöglichen. Die Studie zeigt, dass Deutschland und die Schweiz mit etwa 41 Prozent Eigentumsquote die Schlusslichter in Europa bilden.
Beim Co-Owning sind finanzielle Überlegungen ein Hauptmotiv. Fast ein Viertel der Deutschen würde sich für diese Form des Immobilienbesitzes entscheiden, um eine Immobilie zu erwerben, die sonst unerschwinglich wäre. Weitere 22,4 Prozent denken darüber nach, durch Co-Owning die Instandhaltungskosten zu teilen. Etwa 21,1 Prozent sind daran interessiert, finanzielle Risiken durch Co-Owning zu reduzieren. Zudem interessieren sich viele für den Erwerb eines zweiten Eigenheims oder eines Urlaubsdomizils (17,8 Prozent), das Leben in teureren Gegenden (14,8 Prozent) oder die Diversifizierung ihres Investmentportfolios (9,5 Prozent). Julevic erklärt, dass Co-Owning es ermöglichen könnte, die Eigenkapitalanforderungen zu bewältigen und gleichzeitig finanzielle Risiken und Instandhaltungskosten zu minimieren. Diese Entwicklungen könnten neue Marktchancen eröffnen, die über traditionelle Kauf- und Mietmodelle hinausgehen.
Co-Living wird ebenfalls als Lösung für verschiedene Probleme gesehen. Rund ein Drittel der Deutschen betrachtet Co-Living als Mittel zur Kostenreduktion und zur Nutzung gemeinsamer Einrichtungen. Etwa 12,9 Prozent überlegen, dadurch in eine teurere Gegend ziehen zu können. Zudem sehen mehr als ein Fünftel der Deutschen Co-Living als Möglichkeit, Einsamkeit und Isolation zu verringern, und 17,9 Prozent schätzen den Zugang zu bestehenden Gemeinschaften. Die Bequemlichkeit und Flexibilität von Co-Living interessieren ebenfalls, wobei 12,8 Prozent die Möglichkeit eines zweiten Wohnorts nutzen möchten und 10,7 Prozent den Komfort eines voll eingerichteten Wohnraums bevorzugen. Julevic hebt hervor, dass Co-Living nicht nur eine Option für Menschen ist, die Anschluss suchen, sondern auch für Eigentümer, die durch die Vermietung von sanierter und möblierter Wohnfläche ihre Rendite steigern können. Wenn sich dieser Trend durchsetzt, könnte er auch den Wohnraummangel in Metropolen mildern.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von RE/MAX Germany / Veröffentlicht am 09.07.2024