Unfaire Lizenzvergabe auf dem deutschen Cloud-Markt

Cloud-Dienste bieten Unternehmen eine flexible und effiziente Möglichkeit zur Digitalisierung, und auch öffentlich-rechtliche Unternehmen in Deutschland greifen zunehmend auf diese Technologien zurück. Die Cloud ermöglicht nicht nur signifikante Einsparungen, sondern bietet auch Schnittstellen zu Künstlicher Intelligenz (KI). Allerdings zahlen diese Unternehmen momentan jährlich bis zu 120 Millionen Euro mehr als nötig, da es keine Maßnahmen seitens der Regulierungsbehörden gegen die unfaire Lizenzvergabe auf dem deutschen Cloud-Markt gibt.

Eine aktuelle Studie des „zentrums Nachhaltige Transformation“ (zNT) an der Quadriga Hochschule Berlin beleuchtet die Rolle der Cloud für öffentliche Unternehmen. Die Analyse zeigt, dass Wettbewerbsverzerrungen auf dem Cloud-Markt diese Unternehmen verlangsamen und teuer machen. Laut Torsten Oltmanns, Direktor des zNT, führt die fehlende Transparenz bei den Kostenstrukturen und die Einschränkung der Wahlfreiheit nicht nur zu finanziellen Belastungen, sondern beeinträchtigt auch die Fähigkeit dieser Unternehmen, moderne Technologien effektiv zu nutzen.

Die Studie ist die erste, die die Lizenzierungsbedingungen aus der Perspektive öffentlicher Unternehmen betrachtet. In zwei Befragungsrunden, an denen 190 Unternehmen teilnahmen, zeigte sich, dass Cloud-Dienste eine zentrale Rolle in der IT-Infrastruktur öffentlicher Unternehmen spielen. Mehr als 80 Prozent der Befragten nutzen teilweise oder vollständig Cloud-Lösungen. Auch der Anteil der IT-Budgets, der für Cloud-Services aufgewendet wird, wächst stetig und erreicht bis zu 25 Prozent. Rund 80 Prozent der Befragten erwarten, dass ihre IT-Budgets in den kommenden fünf Jahren weiter steigen werden.

Die unfaire Lizenzvergabe stellt jedoch eine erhebliche Belastung dar, mit geschätzten Zusatzkosten von 27 bis 120 Millionen Euro pro Jahr für öffentliche Unternehmen, die den Anbieter wechseln müssen. Etwa 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie nach einem Wechsel des Cloud-Anbieters neue Softwarelizenzen erwerben mussten, was für jedes Unternehmen zusätzliche Kosten von etwa 87 bis 388 Euro pro Mitarbeiter und Jahr mit sich bringt. Diese zusätzlichen Ausgaben könnten beispielsweise im Gesundheitswesen bis zu 2.000 zusätzliche Krankenschwestern finanzieren.

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Diese hohen Kosten verdeutlichen die schwache Position der Nutzer, die nicht einmal die restriktiven Lizenzbedingungen berücksichtigen, die sie daran hindern, den Cloud-Anbieter zu wechseln. Der zNT-Direktor, Torsten Oltmanns, fordert in diesem Zusammenhang eine stärkere Rolle des Bundeskartellamtes, um die Marktmacht großer Digitalkonzerne zu kontrollieren und einen fairen Wettbewerb auf dem Cloud-Markt zu gewährleisten.

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, hat bereits vor der zunehmenden Marktkonzentration im Cloud-Markt gewarnt. Regulierungsbehörden in anderen Ländern, wie dem Vereinigten Königreich, Spanien und Dänemark, reagierten jedoch schneller und entschlossener auf die marktbeherrschende Stellung von Technologieunternehmen. So leitete die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde (CMA) 2023 eine Untersuchung des Cloud-Marktes ein, nachdem Microsofts Marktmacht bei Produktivitätssoftware die Wettbewerbsbedingungen in der Cloud-Branche beeinträchtigte. Die CMA stellte fest, dass Microsofts Verhalten auch den Wettbewerb in ganz Europa beeinflusste.

Um sicherzustellen, dass Deutschland nicht zurückfällt, ist es laut der Studie notwendig, die Handlungsfähigkeit des Bundeskartellamtes zu stärken und die Verfahren zu beschleunigen. Dies würde nicht nur die Belastungen für öffentliche Unternehmen verringern, sondern auch die digitale Transformation langfristig fördern.

Das Bundeskartellamt verfügt zwar über die Befugnisse, wettbewerbswidriges Verhalten großer Digitalkonzerne zu adressieren und den Wettbewerb zu schützen. Doch es ist jetzt an der Zeit, zügig Maßnahmen zu ergreifen, da das Amt selbst immer wieder die Dringlichkeit im digitalen Sektor betont.

Oltmanns fordert, dass die kommende Bundesregierung das Bundeskartellamt stärker unterstützt, um die Missstände im Cloud-Markt zu beheben und so das Wachstum, die Innovation und die Effizienz in der öffentlichen Daseinsvorsorge zu fördern.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von zentrum Nachhaltige Transformation GmbH Berlin/ Veröffentlicht am 19.02.2025