Vor diesen Herausforderungen steht der automobile Mittelstand

Bürokratie stellt für den automobilen Mittelstand in Deutschland eine zunehmend ernsthafte Herausforderung dar und ist derzeit das Hauptproblem für Unternehmen. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Umfrage, die der Verband der Automobilindustrie (VDA) unter den Automobilzulieferern (Herstellergruppe III) sowie den mittelständisch geprägten Herstellern von Anhängern, Aufbauten und Bussen (Herstellergruppe II) durchgeführt hat.

In der Umfrage gaben 85 Prozent der Unternehmen an, dass sie stark oder sogar sehr stark von Bürokratie belastet sind. Obwohl die Bürokratie in früheren Umfragen bereits zu den Top-Belastungen für Unternehmen gehörte, war der aktuelle Wert noch nie so hoch (Mai: 72 Prozent; Februar: 62 Prozent). Viele Unternehmen beklagen, dass der Aufwand für nicht wertschöpfende Berichte steigt, Ressourcen bindet und hohe Kosten verursacht. Darüber hinaus sind die Prozesse in der öffentlichen Verwaltung oft zeitaufwendig und kompliziert, und es fehlen einfache und digitale Lösungen.

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage ist, dass Energiekosten, insbesondere die Kosten für Strom, weiterhin eine zentrale Herausforderung für die Automobilzulieferindustrie und den automobilen Mittelstand in Deutschland darstellen. 71 Prozent der Unternehmen gaben an, dass sie stark oder sogar sehr stark unter den hohen Strompreisen leiden. Obwohl sich die Situation leicht entspannt hat (Mai: 74 Prozent, Februar: 82 Prozent), haben immer noch über sieben von zehn Unternehmen mit den hohen Stromkosten zu kämpfen. In Bezug auf die Gaspreise sind unverändert 59 Prozent der Unternehmen stark oder sehr stark belastet (Mai: 59 Prozent, Februar: 73 Prozent).

Zudem rückt die Auftragslage verstärkt in den Fokus. Während im Mai noch 42 Prozent der Unternehmen angaben, dass Auftragsmangel derzeit nur eine geringe oder überhaupt keine Herausforderung darstellt, reduzierte sich dieser Anteil in der aktuellen Umfrage auf nur noch 22 Prozent. Gleichzeitig gaben 41 Prozent an, dass ein Mangel an Aufträgen eine große oder sehr große Herausforderung darstellt (Mai 2023: 31 Prozent, Februar 2023: 21 Prozent). Dies spiegelt das schwache gesamtwirtschaftliche Umfeld wider.

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Die Umfrage zeigt auch, dass die Investitionsverlagerungen der Unternehmen sich weiter verstärken: Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) plant mittlerweile, Investitionen ins Ausland zu verlagern (Mai 2023: 27 Prozent, Februar 2023: 27 Prozent, September 2022: 22 Prozent). Weitere 14 Prozent planen, Investitionen zu streichen. Lediglich 1 Prozent der Unternehmen gab an, angesichts der aktuellen Lage ihre Investitionen in Deutschland erhöhen zu wollen. Die Hauptziele für Investitionsverlagerungen sind andere EU-Länder, gefolgt von Asien und Nordamerika.

Hildegard Müller, Präsidentin des VDA, betonte: „Unsere Umfrage zeigt deutlich: Der automobile Mittelstand in Deutschland leidet immens unter überbordender Bürokratie und hohen Energiekosten. Dass immer mehr Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern, ist ein Warnsignal für Berlin! Es gilt, gegenzusteuern und regulatorisches Klein-Klein durch langfristige Strategien für mehr Wettbewerbsfähigkeit zu ersetzen.“

Die Umfrageergebnisse unterstützen die in der Industriestrategie des Bundeswirtschaftsministers aufgezeigte Notwendigkeit, die Transformation der Industrie zu unterstützen und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Müller betonte die Bedeutung konkreter Maßnahmen und Gesetze, insbesondere im Hinblick auf wettbewerbsfähige Energiepreise. „Es darf nicht bei Absichtserklärungen bleiben, Berlin muss endlich Maßnahmen ergreifen, um den Strompreis für die Industrie zu senken und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu stärken. Deutschland muss Industriestandort bleiben“, so die VDA-Präsidentin.

In Bezug auf das kommende Jahr gehen 25 Prozent der Unternehmen von einer Verschlechterung im Vergleich zur aktuellen Lage aus, während 16 Prozent eine Verbesserung ihrer Situation erwarten. Rund sechs von zehn (59 Prozent) erwarten mit Blick auf 2024 eine Seitwärtsbewegung.

Der Fachkräftemangel wirkt angesichts dieser Entwicklungen weniger stark als zuvor: Der Anteil der Unternehmen, die unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften leiden, ist im Vergleich zur Umfrage im Mai dieses Jahres auf 71 Prozent gesunken (Mai: 85 Prozent, Februar: 78 Prozent). Im Mai suchten noch 57 Prozent der Unternehmen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihre Standorte in Deutschland, während es jetzt nur noch 43 Prozent sind. Entsprechend planen im Mai 19 Prozent der Unternehmen, die Beschäftigung in Deutschland zu reduzieren, im aktuellen Bericht sind es 40 Prozent der Unternehmen.

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Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA) / Veröffentlicht am 02.11.2023