Entscheidende Entwicklung auf Rohstoffmarkt

Die Entwicklung an den Märkten für kritische Rohstoffe könnte 2024 von komplexen politischen Ereignissen geprägt sein. Insbesondere die anstehenden Wahlen in Taiwan am 13. Januar und die US-Wahlen am 5. November könnten die globale Versorgungslage bei Rohstoffen und Vorprodukten beeinflussen. Die Wahlen in Taiwan sind zugleich eine Abstimmung über die künftige Außenpolitik zu China: Die regierende Demokratische Fortschrittspartei (DPP) strebt die Unabhängigkeit Taiwans an, was von den USA unterstützt würde. Die Oppositionspartei Kuomintang (KMT) favorisiert hingegen eine chinafreundlichere Politik. Die Taiwanesische Volkspartei (TPP) sucht einen Mittelweg zwischen Peking und Washington.

Auch in den USA könnten die Beziehungen zu China ein wichtiges Wahlkampfthema sein. Bereits bei den Zwischenwahlen 2022 nahmen sowohl Republikaner als auch Demokraten Position zu Peking ein und zeigten sich kritisch. Die Stimmung war angespannt, begleitet von US-Sanktionen für die Chipproduktion. China kontrolliert seit August 2023 die Ausfuhr von Rohstoffen wie Gallium und Germanium als Reaktion auf die US-Sanktionen. Weitere Einschränkungen betreffen Rohstoffe wie Graphit, Wolfram, Antimon und Silber. Die Ausfuhr von Seltenen Erden erfordert zusätzliche Genehmigungen des chinesischen Handelsministeriums, und die Weitergabe von Technologien zur Verarbeitung dieser Rohstoffe ist untersagt. Eine stärkere Konfrontation seitens der US-Regierung könnte den Handelsstreit weiter verschärfen.

Ein weiterer Faktor ist das Inkrafttreten des Critical Raw Materials Acts der Europäischen Union im voraussichtlichen April 2024. Dieses Gesetz soll europäischen Unternehmen mehr Autonomie bei Rohstoffen verschaffen und die Abhängigkeit von chinesischen Importen verringern. Es sieht verbindliche Quoten für heimischen Rohstoffabbau vor, um die Unabhängigkeit zu stärken. Die Herausforderung liegt darin, ob Investitionen in europäische Minen und der Ausbau von Verarbeitungs- und Recycling-Kapazitäten diese Unabhängigkeit tatsächlich sichern können. Die Umsetzbarkeit politischer Vorgaben für Unternehmen steht im Fokus, ebenso wie Lösungen für mögliche Konflikte im Bergbau, die Auswirkungen auf Umwelt und Bevölkerung haben könnten.

Für Unternehmen in dynamischen Rohstoffmärkten bleiben herausfordernde Zeiten. Das vergangene Jahr 2023 verdeutlichte, dass Rohstoffe zu einem wichtigen politischen Thema geworden sind. Die Reaktionen von Regierungen erfolgen oft schneller als die Anpassungsmöglichkeiten entlang der Lieferketten. Vor diesem Hintergrund sollten Unternehmen ihre Vorräte für Notfälle aufstocken und Lagerkapazitäten erhöhen, um die industriellen Produktionsprozesse unabhängiger von Just-in-Time-Lieferungen zu gestalten, so Matthias Rüth, Geschäftsführer der TRADIUM GmbH.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von TRADIUM GmbH / Veröffentlicht am 08.01.2024