Ostdeutschland: Renten-Beitragszahler sind schlechter gestellt

Die Vereinheitlichung des Rentensystems führt dazu, dass Renten-Beitragszahler in Ostdeutschland nun schlechter gestellt sind als zuvor, wie Berechnungen des ifo Instituts Dresden zeigen. Der stellvertretende Leiter der ifo Niederlassung Dresden, Joachim Ragnitz, erklärt, dass im Jahr 2018 eine Arbeitnehmerin mit einem durchschnittlichen Einkommen im Osten eine Anwartschaft auf 37,60 Euro Rente im Monat für jeden Rentenpunkt erwarb. Inzwischen sind es nur noch 31,51 Euro im Monat für jeden Rentenpunkt.

Die Ursache dafür liegt darin, dass parallel zur Angleichung des Rentenwertes die bisherige Höherwertung der Ost-Beiträge abgeschafft wurde. Dies geschah, weil der ‚Eckrentner‘ mit 45 Beitragsjahren und lebenslangem Durchschnittseinkommen im Osten und im Westen nun die gleiche Rente bezieht.

Ragnitz betont, dass dies rentensystematisch zwar geboten ist, aber der Abbau der früheren Bevorzugung der Ost-Beitragszahler nun, gewollt oder ungewollt, mechanisch zu einer Schlechterstellung im Vergleich zur bisherigen Regelung führt. Die Höherwertung betrug beispielsweise im Jahr 2018 genau 13,4 Prozent. Der Wegfall führt dazu, dass die Beiträge im Osten nun weniger wert sind als zuvor, da das Durchschnittseinkommen im Osten weiterhin deutlich unter dem West-Einkommen liegt.

Ragnitz erklärt, dass es so scheint, als nehme der Gesetzgeber nunmehr an, dass beide Durchschnittseinkommen gleich hoch seien, was jedoch nicht der Fall ist. Das Durchschnittseinkommen im Osten liegt immer noch 17 Prozent unter dem Durchschnitt im Westen. Anders ausgedrückt: Die Bruttolöhne und Gehälter je Arbeitnehmer in Ostdeutschland liegen derzeit bei 82,8 Prozent des westdeutschen Wertes. Das bedeutet, dass sich der allgemeine Lohnrückstand in Ostdeutschland für einen Großteil der Beschäftigten in Zukunft auch in niedrigeren Renten niederschlagen wird. Eine Angleichung lässt sich jedoch nicht über die Rentenkassen regeln, sondern erfordert eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit ostdeutscher Betriebe.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von ifo Institut für Wirtschaftsforschung e.V. / Veröffentlicht am 09.11.2023