Deutschland steht vor einem wachsenden Bedarf an Investitionen in Infrastruktur, wie aus einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) und des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hervorgeht. Der Bericht beleuchtet die dringenden Herausforderungen in den Bereichen Verkehr, Bildung, Energie und städtische Infrastrukturen und schlägt Lösungen vor.
Nach Schätzungen der Studie könnten Investitionen von insgesamt 600 Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren erhebliche Verbesserungen im Bildungssystem ermöglichen, den Investitionsstau in den Kommunen auflösen, die Verkehrsinfrastruktur verbessern und die Dekarbonisierung vorantreiben. Diese Summe zeigt eine Zunahme im Vergleich zu einer früheren Schätzung aus dem Jahr 2019, die mindestens 460 Milliarden Euro an öffentlichen Investitionen für das folgende Jahrzehnt vorsah. Der Anstieg des Investitionsbedarfs wird durch Faktoren wie den Konflikt in der Ukraine weiter verschärft.
Etwa 177 Milliarden Euro werden benötigt, um den Sanierungsstau in Städten und Gemeinden zu beheben, und etwa 13 Milliarden Euro sollen den Kommunen helfen, sich gegen extreme Wetterereignisse zu schützen. Weitere 200 Milliarden Euro sind für Investitionen im Bereich Klimaschutz geplant, mit Schwerpunkten auf energetische Gebäudesanierungen, Ausbau der Netze für Strom, Wasserstoff und Wärme, sowie Förderung von Energieeffizienz und Innovationen.
Für den Verkehrsbereich sind rund 127 Milliarden Euro vorgesehen, wobei knapp 60 Milliarden Euro für das Schienennetz und 28 Milliarden Euro für den öffentlichen Nahverkehr eingeplant sind. Weitere 39 Milliarden Euro sollen in den Ausbau der Fernstraßen fließen. Für die Bildungsinfrastruktur sind etwa 42 Milliarden Euro angesetzt, inklusive sieben Milliarden für den Ausbau von Ganztagsschulen und 35 Milliarden zur Sanierung von Hochschulen. Darüber hinaus sind rund 37 Milliarden Euro vorgesehen, um den Wohnungsmangel in großen Städten durch sozialen Wohnungsbau zu bekämpfen.
Die Finanzierung dieser Investitionen könnte durch einen Infrastrukturfonds erfolgen, der von der Schuldenbremse ausgenommen wäre. Eine alternative Möglichkeit wäre die Einführung einer „Goldenen Regel“, die es dem Staat erlauben würde, in Höhe der Investitionen Kredite aufzunehmen. Michael Hüther vom IW betonte die Notwendigkeit, entschlossen zu handeln, um das Land zukunftsfähig zu gestalten, während Sebastian Dullien vom IMK die Dringlichkeit des schnellen Handelns hervorhob, von dem sowohl die Wirtschaft als auch künftige Generationen profitieren würden.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Institut der Deutschen Wirtschaft/ Veröffentlicht am 14.05.2024