Im vergangenen Jahr dominierte die Wirtschaftskrise, die durch den Ukraine-Konflikt ausgelöst wurde. Das führte zu einem spürbaren Rückgang der Gründungsaktivitäten. Jetzt zeigt sich, dass auch die Unternehmensschließungen leicht um 0,3 Prozent zugenommen haben. Eine gemeinsame Studie von Creditreform und ZEW Mannheim basierend auf dem Mannheimer Unternehmenspanel (MUP) verdeutlicht erstmals seit 2019 eine Überzahl von Schließungen im Vergleich zu Neugründungen.
Der Gesamtbestand an Unternehmen in Deutschland ist demnach geschrumpft. Es gab rund 154.000 Unternehmensschließungen im Jahr 2022 im Vergleich zu nur 148.000 Neugründungen. Die derzeitige wirtschaftliche Lage dämpft den Unternehmensgründungswillen. Insgesamt gibt es derzeit etwa 3 Millionen Unternehmen in Deutschland.
Die verschiedenen Wirtschaftssektoren zeigen unterschiedliche Muster in Bezug auf Schließungen im Verhältnis zur Branchenanzahl. Besonders der Bereich des Verarbeitenden Gewerbes verzeichnet den stärksten Rückgang, da hier viele Schließungen einer geringen Gründungsaktivität gegenüberstehen. Über 9.000 Industrieunternehmen haben geschlossen. Dr. Sandra Gottschalk, Senior Researcher im ZEW-Forschungsbereich „Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik“, erklärt: „Vor allem energieintensive Bereiche wie die Metallerzeugung und -verarbeitung oder die Chemie und der Maschinenbau sind betroffen. Die enormen Preisanstiege bei Energie dürften hier eine Rolle bei der Entscheidung der Unternehmen, zu schließen, gespielt haben.“
Die Entwicklungen im Fahrzeugbau und im Bauwesen zeigen jedoch, dass gesamtwirtschaftliche Herausforderungen nicht zwangsläufig zu Schließungen führen müssen. Der Fahrzeugbau verzeichnet rückläufige Schließungszahlen, und auch die Baubranche bleibt trotz Problemen wie hohen Kreditzinsen, gestiegenen Einkaufskosten und sinkenden Baugenehmigungen bisher standhaft. Die Schließungsrate schwankt insgesamt zwischen 2,4 und 5,0 Prozent des jeweiligen Wirtschaftszweigs im Jahr 2022.
Creditreform und ZEW vergleichen die aktuellen Schließungszahlen mit der Situation im Jahr 2009 während der Finanzkrise. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede. Den 0,3 Prozent Schließungen im Jahr 2021/22 stehen 2008/09 Steigerungen von 13 Prozent gegenüber. Während einige Sektoren in der aktuellen Krise sogar eine Abnahme der Schließungen verzeichnen können – wie etwa der Fahrzeugbau oder Energieversorger – waren damals zukunftsweisende Wirtschaftsbereiche besonders stark von Schließungen betroffen. Im Hightech-Bereich des Verarbeitenden Gewerbes lag die Schließungsrate bei 22 Prozent, und auch technologieintensive Dienstleistungen verzeichneten 16 Prozent, während die aktuellen Zahlen bei 7,2 bzw. 2,7 Prozent liegen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH Mannheim/ Veröffentlicht am 22.12.2023