Preislisten bei Mercedes nur noch intern

Bei Mercedes sind Preislisten künftig nur noch intern und für Datenlieferanten zugänglich. Die Kunden finden die Nettolistenpreise lediglich im Kleingedruckten des Fahrzeugkonfigurators. Der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Betriebliche Mobilität e.V. (BBM) äußert, dass kreative Ideen in den Bereichen Bilanzen und Preisgestaltung fehl am Platz seien. Bruttolistenpreise stellen wichtige Referenzwerte in der Beschaffung und Konfiguration von Firmenfahrzeugen dar. Wer es erschwert, Preise zu vergleichen, riskiert schnell, dass die Akzeptanz sinkt.

In jüngster Zeit zeigen Hersteller eine Tendenz, Preislisten nicht mehr öffentlich zu machen. Das könnte bedeuten, dass potenzielle Käufer mögliche Preiserhöhungen für das Fahrzeug oder einzelne Extras nur mit erheblichem Aufwand selbst herausfinden können. Der BBM-Vorsitzende beschreibt diese Situation als vergleichbar damit, statt einer Landkarte nur eine Liste von Orten ohne Koordinaten zu erhalten. Dies würde zu erheblicher Unklarheit führen.

Nachdem BMW im vergangenen Jahr aufgrund von Kritik durch Verbraucher und den ADAC entschieden hat, Preislisten wieder online verfügbar zu machen, hat Mercedes Anfang dieser Woche intern beschlossen, die Veröffentlichung von Preislisten vollständig einzustellen. Dies wurde bereits auf der Mercedes-Website umgesetzt.

Laut einem internen Dokument der Mercedes Group, zitiert von diversen Medien, wird künftig ausschließlich der Endkundenpreis (Transaktionspreis) auf den Online-Plattformen angezeigt. Es wird auf die Ausweisung einzelner Nachlasskomponenten und Listenpreise verzichtet, angeblich um die Preistransparenz zu erhöhen. Der wahre Zweck könnte jedoch ein anderer sein.

Diese angebliche „Transparenz“ führt bei Nutzern von Dienstwagen und Fuhrparkbetreibern zu Verwirrung, da Preisentwicklungen schwerer nachzuvollziehen sind. Auch wenn Mercedes-Vertriebspartner weiterhin den Bruttolistenpreis an Gewerbekunden weitergeben können, wird es komplizierter. Zudem macht Mercedes keine Angaben zur Häufigkeit zukünftiger Preisänderungen.

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Der BBM hat Mitglieder mit großen Mercedes-Fuhrparks befragt und erfahren, dass die Änderung auch für Großkunden überraschend kam. Die Informationspolitik wird als mangelhaft kritisiert.

Mercedes begründet die Entscheidung mit der Einführung des Agenturmodells und den damit verbundenen Änderungen im Vertriebsmodell. Laut Mercedes soll das neue Modell den Kunden mehr Preistransparenz über alle Vertriebskanäle hinweg bieten. Ab sofort gilt ein zentral festgelegter Preis für jedes Fahrzeugmodell, abhängig von Kundengruppe, Ausstattung und Zahlungsart. Aufwändige Preisvergleiche würden entfallen. Preislisten würden jedoch weiterhin für Datenlieferanten von herstellerunabhängigen Fahrzeugkonfiguratoren bereitgestellt.

Der ADAC hat bereits 2023 auf ein Problem hingewiesen: Fehlen Preis- und Ausstattungsliste, fehlt dem Kunden der Beweis darüber, was genau zu welchem Zeitpunkt bestellt wurde, es sei denn, der gesamte Ausstattungsumfang ist detailliert im Kaufvertrag aufgeführt.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Bundesverband Betriebliche Mobilität e.V. / Veröffentlicht am 25.07.2024