Eine Auszeichnung für nutzlose Erfindungen

Es mag paradox klingen, aber es ist die Realität: Die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) vergibt jährlich den mit 10.000 Euro dotierten „Mario-Markus-Preis für Naturwissenschaften“ an eine Person oder ein Team, das eine unerwartete Erfindung oder Entdeckung in den Naturwissenschaften gemacht hat, die keine unmittelbare Anwendung hat.

Der Stifter des Preises, Prof. Dr. Mario Markus, möchte damit dem Trend entgegenwirken, nur wissenschaftliche Arbeiten zu fördern oder auszuzeichnen, die eine praktische Anwendung versprechen. Der Mario-Markus-Preis wird verliehen, wenn eine Beobachtung aus Überraschung, Neugier oder Fragen an die Natur entstanden ist und aus einer spielerischen, „ludischen“ Haltung heraus erfolgt ist (vom lateinischen „ludus“, das Spiel).

Die Bewerbung um den Preis erfordert ein kurzes Motivationsschreiben, einen Lebenslauf und mindestens eine Publikation, die die Arbeit beschreibt und die seit 2019 in einer begutachteten Fachzeitschrift veröffentlicht wurde. Nominierungen können bis zum 31. Mai 2024 unter www.gdch.de/nominations eingereicht werden. Weitere Informationen finden Sie unter www.gdch.de/mariomarkus.

Bleiben „ludische Entdeckungen“ für immer „ludisch“? Nicht unbedingt. In der Vergangenheit haben viele Entdeckungen aus einer spielerischen Herangehensweise heraus zu Erkenntnissen geführt, die sich später als nützlich erwiesen haben. Ein Beispiel hierfür ist das überraschende Schmelzen von Schokolade in der Hosentasche von Percy Pencer (um 1940) in der Nähe eines Mikrowellenradars, was zur Entwicklung der heutigen Haushaltsmikrowellen führte.

Besonders bemerkenswert ist die Entdeckung von Christian Oersted (1820), dass ein elektrischer Strom eine Kompassnadel ablenkt. Dieses Phänomen wurde später ein wesentlicher Bestandteil von Elektromotoren und trug zum Verständnis des Mechanismus von sichtbarem Licht, Röntgenstrahlen, Gammastrahlen und anderen Formen von Strahlung bei.

Die Dampfmaschine revolutionierte die Weltwirtschaft, nachdem sie 1769 von James Watt konstruiert wurde, der sich dabei auf eine ähnliche, wenn auch ineffiziente, spielerische Erfindung von Heron von Alexandria um 100 n. Chr. bezog.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)/ Veröffentlicht am 06.02.2024