Regionen haben Vorteile durch Resilienz im Tourismus

Tourismus spielt eine wesentliche Rolle in der Regionalentwicklung. Wenn verschiedene Akteure sich darauf verständigen, gemeinsam an der Tourismusentwicklung zu arbeiten, eröffnen sich bislang ungenutzte Möglichkeiten. Dies ermöglicht es Regionen, eine Infrastruktur bereitzustellen, die sowohl den Bedürfnissen der ansässigen Bevölkerung als auch den Anforderungen des Tourismus gerecht wird. Ein besonders wichtiger Aspekt, insbesondere in Zeiten von Krisen und Unsicherheit, ist die Entwicklung von Resilienz im Tourismus. Professor Dr. Martin Fontanari von der International School of Management (ISM) und seine Forschungskollegin Dr. Anastasia Traskevich haben sich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt.

Der Ansatz, Reiseziele in der Tourismusbranche nach dem Resilienzpotenzial der Region und ihrer Akteure auszurichten, verfolgt das Ziel, die Versorgung für sowohl Einwohner als auch Besucher so zu organisieren, dass überregionale Abhängigkeiten, etwa bei der Stromversorgung oder bei Dienstleistungen im Gesundheits- und Freizeitbereich, minimiert werden. Zudem soll gemeinsames Wissen zur Resilienz aufgebaut werden. Dies geschieht, wenn lokale Akteure in regionale Entwicklungsprojekte eingebunden werden und ein gemeinsames Verständnis dafür entwickeln, was für die Vermarktung der Region und ihrer Unternehmen entscheidend ist. Eine strategische Ausrichtung auf Resilienz bedeutet daher auch, langfristig zu denken, um Reiseziele besser im Wettbewerb zu positionieren. Allerdings besteht laut den Forschungen von Fontanari und Traskevich noch ein großer Mangel an Verständnis und Fachwissen in diesem Bereich.

Fontanari hebt hervor, dass es im Sinne der Nachhaltigkeit wichtig wäre, verstärkt auf regional produzierte Nahrungsmittel zu setzen und verschiedene Optionen für die Trinkwasser- und Energieversorgung zu planen, um von Einzelquellen unabhängig zu sein. Er präsentiert in einem speziell entwickelten Modell für Lieferketten praktikable Alternativen.

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In Bezug auf das notwendige Fachwissen und die verfügbaren Instrumente zeigt sich, dass hier noch Defizite bestehen, wie der Professor im Studiengang „Tourismus und Eventmanagement“ feststellt. Eine Untersuchung zur Hotellerie offenbart, dass dem Management in der Pandemie-Phase kein signifikantes Wissen über Resilienzstrategien und Gestaltungsmöglichkeiten für den Hotelbetrieb bescheinigt werden kann. In der besten Situation werde im Krisenmodus weitergemacht. Dennoch sei die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit im Tourismussektor als lebenswichtig erkannt worden. Netzwerke für die Versorgung und Kooperationen mit anderen Branchen, wie der Landwirtschaft und der Energiewirtschaft, sollten im Rahmen eines nachhaltigen Ressourcenmanagements zunehmend an Bedeutung gewinnen. Regionen mit einer hohen Konzentration landwirtschaftlicher Betriebe und beispielsweise alpiner Trinkwasserversorgung seien hier im Vorteil.

Jedoch erkennen nur wenige Regionen die Bedeutung eines umfassenden Resilienzansatzes. In Griechenland beispielsweise orientiert sich die Region um Epidauros an einer ressourcenschonenden Entwicklung des Tourismus und bindet die Bevölkerung ein, um Tourismusverträglichkeit und Qualitätstourismus zu verbessern.

In Anbetracht des zunehmenden Wettbewerbs im Tourismus betont der ISM-Professor, dass die Zukunft ein tiefergehendes Fachwissen zur Resilienz erfordern wird. Im Wettbewerb um neue Geschäftsmodelle wird der Erfolg touristischer Unternehmen davon abhängen, wie gut sie Wertschöpfungskonzepte entwickeln, die von der starken Identität und Autarkie der Tourismusregion profitieren und innovativ in resiliente Organisations- und Produktgestaltung investieren. Grundlage dafür sei der Aufbau von Wissen über Resilienzfähigkeiten und -fertigkeiten bei Mitarbeitern und Einwohnern.

Fontanari sieht Konzepte, die Daten und Kommunikationsstrukturen mithilfe künstlicher Intelligenz verbinden, als besonders vielversprechend an. Zudem betont er die große Bedeutung eines resilienten Personalmanagements und merkt an, dass zukünftige Krisen in Wirtschaft und Gesellschaft bereits absehbar sind. Wer keinen Plan B hat, sei nur reaktionsfähig, während eine resiliente Vorbereitung über weitreichende Widerstands-, Anpassungs- und Überlebensfähigkeiten verfüge.

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Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von International School of Management (ISM)/ Veröffentlicht am 22.08.2024