Start-Ups: Geistige Eigentumsrechte erleichtern Finanzierung

Eine neue Untersuchung des Europäischen Patentamts (EPA) und des Amts der Europäischen Union für geistiges Eigentum (EU-Markenamt, EUIPO) unterstreicht die signifikante Auswirkung von Patent- und Markenrechten auf den wirtschaftlichen Erfolg europäischer Start-ups.

Die Studie zeigt, dass Start-ups, die während ihrer Gründungs- oder Frühwachstumsphase über solche Schutzrechte verfügen, durchschnittlich mehr als 10,2-mal wahrscheinlicher sind, Finanzierungen zu erhalten.

Insgesamt haben etwa 29 % der europäischen Start-ups geistige Eigentumsrechte angemeldet, wobei es erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Branchen gibt. Zum Beispiel besitzen 72 % der deutschen Biotechnologie-Startups Patente oder Marken.

Auch im Bereich der Nachhaltigkeit gilt dies in Deutschland für mehr als die Hälfte (54 %) der untersuchten Start-ups, und bei Unternehmen, die sich auf künstliche Intelligenz spezialisiert haben, sind es 50 %.

Besonders deutlich ist der Vorteil von europaweit gültigen Patenten und Marken: Die Wahrscheinlichkeit, in der Frühphase Finanzierungen zu erhalten, ist mehr als fünfmal so hoch im Vergleich zu rein nationalen geistigen Eigentumsrechten – 6,1-mal häufiger bei Marken und 5,3-mal häufiger bei Patenten. Insbesondere sogenannte „Deep Tech“-Startups können davon erheblich profitieren, da die Entwicklung bahnbrechender Technologien oft hohe Investitionen und lange Vorlaufzeiten erfordert. Diese Unternehmen können Patente und Marken nutzen, um Investoren anzulocken.

In Deutschland gehen drei von zehn Euro an junge Firmen, die sich den technologischen Herausforderungen im Nachhaltigkeitssektor stellen. Der Zugang zu Kapital bleibt jedoch für deutsche Start-ups weiterhin schwierig.

Laut dem EY Startup-Barometer entfallen drei von zehn Euro, die in deutsche Start-ups investiert werden, auf Unternehmen mit einem Nachhaltigkeitsfokus, was den höchsten Anteil darstellt. Dennoch zeigt der Deutsche Startup-Monitor 2022 von PWC, dass nur 37 % der befragten deutschen Start-ups mit dem Zugang zu Kapital und Investitionen zufrieden sind. Geistige Eigentumsrechte (IPR) können einen Beitrag zur Lösung dieses Problems leisten.

Ein Berichtsentwurf des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des Europäischen Parlaments unterstreicht, dass der Zugang zu Kapital nach wie vor eine große Hürde für Start-ups und Scale-ups darstellt. Viele dieser Unternehmen haben Schwierigkeiten, in der Frühphase Investitionen zu sichern, insbesondere Risikokapital und Wagniskapital. Beides ist jedoch entscheidend für die Geschäftsausweitung, Produktentwicklung und den Marktzugang. Unterschiedliche EU-Initiativen wurden bereits ergriffen, um diese Herausforderungen zu bewältigen, darunter die Gründung des Europäischen Innovationsrats (EIC), der sich auf die Identifizierung, Entwicklung und Skalierung neuer, tiefgreifender Technologien und innovativer Ideen konzentriert.

Das EPA hat eine neue Beobachtungsstelle für Patente und Technologie eingerichtet, die als erste Anlaufstelle für Interessenten an zukünftigen Innovationszyklen dient und dazu beiträgt, Zugangshürden zum Patentsystem zu beseitigen. Yann Ménière, der Chefökonom des EPA, sowie Nathan Wajsman, Chefökonom des EUIPO, präsentierten die Ergebnisse der gemeinsamen Studie. Auf einer Online-Konferenz wurde auch der neue Deep Tech Finder von EPA vorgestellt, ein kostenloses digitales Tool, das potenzielle Investoren bei der Bewertung von Start-ups unterstützt, speziell solchen, die an wegweisenden Technologien arbeiten.

Wenn Sie Einblicke aus der Praxis wünschen, bietet das EPA die Möglichkeit, mit Andreas Schuster, CTO und Mitbegründer von Orcan Energy, einem Cleantech-Startup aus München, zu sprechen. Orcan Energy besitzt insgesamt 26 Patentfamilien und mehr als 130 Patente. Sie entwickeln Energiemodule zur Umwandlung von ungenutzter Wärme in sauberen und kostengünstigen Strom.

Die Studie „Patente, Marken und die Startup-Finanzierung“ des EPA und des EUIPO basiert auf dem Abgleich von nationalen und europäischen Patent- und Markenanmeldungen mit der Datenbank Crunchbase, um die Beziehung zwischen geistigem Eigentum und der Finanzierung von Start-ups zu untersuchen. Diese Studie ergänzt die Ergebnisse früherer Berichte des EPA und des EUIPO, die sich auf die Verbindung zwischen geistigem Eigentum und Umsatz- bzw. Wachstumsraten konzentrierten.

Über das EUIPO: Das EUIPO ist eine der größten dezentralen Agenturen der EU und hat seinen Sitz in Alicante, Spanien. Es ist für die Eintragung von Unionsmarken (UM) und Gemeinschaftsgeschmacksmustern (GGM) verantwortlich, die den Schutz von geistigem Eigentum in allen Mitgliedstaaten der EU gewährleisten. Die Agentur arbeitet auch eng mit den nationalen und regionalen Ämtern für geistiges Eigentum in der EU zusammen und betreibt die Europäische Beobachtungsstelle für Verletzungen von Rechten des geistigen Eigentums.

Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung vom Europäisches Patentamt/ Veröffentlicht am 17.10.2023