Im neuesten Kinderschutzbericht der Region Hannover, der dem Jugendhilfeausschuss am Dienstag (26. September) vorgelegt wurde, wurde ein besonderer Schwerpunkt auf die Fachberatung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen gelegt. Dieses gemeinsame Angebot der Region und der Landeshauptstadt berät Fachkräfte aus verschiedenen Bereichen telefonisch, insbesondere bei Verdachtsfällen auf mögliche Kindeswohlgefährdung bei einem Kind oder Jugendlichen. Im Jahr 2022 stieg die Gesamtzahl der Anrufe um 72 Beratungen auf insgesamt 539 Beratungen an, verglichen mit dem Vorjahr. Seit dem Start des Angebots im Jahr 2015 hat sich die Anzahl der Fachberatungen nahezu verdreifacht. Dr. Andrea Hanke, Dezernentin für Soziales, Teilhabe, Familie und Jugend, betonte die Bedeutung dieses Angebots für alle, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, und unterstrich die Notwendigkeit, dass Kinderschutz für alle, die mit Minderjährigen in Kontakt stehen, höchste Priorität haben sollte.
Bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist es entscheidend, auf Anzeichen von Verletzungen, auffälligem Sozialverhalten oder mangelnder medizinischer Versorgung zu achten. Oft sind diese Anzeichen jedoch nicht eindeutig, und die Beurteilung einer möglichen Kindeswohlgefährdung und die Suche nach geeigneten Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen sind eine komplexe Aufgabe. Die Fachberatung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die auf pseudonymisierten Informationen basiert, unterstützt die anrufenden Fachkräfte bei der Einschätzung von Gefährdungssituationen und bei der Entwicklung geeigneter Schritte im Sinne des Kinderschutzes. Dies kann beispielsweise die Meldung einer Kindeswohlgefährdung an das Jugendamt beinhalten, wenn sie während des Beratungsgesprächs festgestellt wird.
Die Fachberatung steht allen Fachkräften offen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben, einschließlich Ärzten, Hebammen, Schulpersonal, Psychologen, Sozialpädagogen, Mitarbeitern von Jobcentern oder Sozialämtern, Beratern und Mitarbeitern von Musik- oder Ballettschulen, Fußballtrainern oder ehrenamtlichen Helfern. Im Jahr 2022 waren Fachkräfte aus dem schulischen Umfeld mit insgesamt 389 Anrufen erneut die größte Nutzergruppe der Fachberatung. Diese Gruppe umfasst Lehrkräfte, Mitarbeiter der Schulsozialarbeit, Schulleiter und Mitarbeiter der Schulpsychologie. Unter den Lehrkräften gab es 215 Anrufe, Mitarbeiter der Schulsozialarbeit verzeichneten 145 Anrufe, Schulleiter 21 Anrufe und Mitarbeiter der Schulpsychologie 8 Anrufe.
In der Altersgruppe von zehn bis unter 14 Jahren gab es im Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg von 128 im Jahr 2021 auf 187 im Jahr 2022. Bei Jugendlichen im Alter von 14 bis einschließlich 17 Jahren wurde in den letzten drei Jahren eine kontinuierliche Zunahme verzeichnet. Matthias König, Leiter des Teams Jugendhilfeplanung und Fachberatung Kinderschutz der Region Hannover, wies darauf hin, dass diese Entwicklung möglicherweise auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Einschränkungen für Kinder und Jugendliche zurückzuführen sein könnte, wie beispielsweise geschlossene Schulen und eingeschränkte soziale Aktivitäten. Fachkräfte, die mit dieser Altersgruppe in Kontakt stehen, haben vermehrt schwerwiegende psychosoziale Probleme bei Kindern und Jugendlichen sowie innerfamiliäre Konflikte wahrgenommen.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Region Hannover/ Veröffentlicht am 28.09.2023